Kinderbuch schreiben: Anleitung in 10 Schritten
Kinderbuch schreiben: Anleitung in 10 Schritten

Kinderbuch schreiben: Anleitung in 10 Schritten

Träumst du davon, ein eigenes Kinderbuch zu schreiben? Glaubst du an die magische Kraft, die gute Kinderbücher im Leben junger Menschen entfalten können? Dann geht es dir wie mir. Für mich gibt es kein schöneres Genre als das Kinderbuch und ich schreibe am allerliebsten für Kinder. Warum? Weil Kinder einfach klasse Leute sind, die es verdienen, ernstgenommen zu werden – so ernst, dass Leute wie wir Bücher für sie schreiben, die sie bereichern und ermutigen. Ich weiß jedoch aus eigener Erfahrung, dass auch beim Kinderbuch-Schreiben aller Anfang schwer ist.

Fragst du dich das eine oder andere gerade auch? Dann kommt dieser Leitfaden gerade recht für dich. Hier findest du die 10 wichtigsten Schritte auf deinem Weg zum eigenen Kinderbuch. Viel Spaß und frohes Schreiben!

1. Finde deine Kinderbuch-Idee.

Vielleicht hast du schon eine Idee im Kopf und möchtest überprüfen, ob sie wirklich zum Kinderbuch taugt. Dann spring weiter zu Punkt 2 – denn ob deine Idee zu deinem Vorhaben passt, hängt vor allem davon ab, für welche Zielgruppe dein Kinderbuch gedacht ist. Wenn du noch überhaupt keine Idee hast oder weitere Kinderbücher schreiben möchtest und dafür auf Ideensuche bist, dann lass dich inspirieren! Stell dir folgende Fragen:

  • Welche Dinge in deinem Alltag, welche Themen und Mythen, Menschen und Orte begeistern dich so sehr, dass du ein ganzes Buch darüber schreiben willst? Könnten diese Dinge auch Kinder interessieren?
  • Welche Kinderbücher findest du besonders gut und warum?

Wichtig ist auch, dass du recherchierst, welche Kinderbücher heute bei wem angesagt sind. Beste Anlaufstellen dafür sind:

  • natürlich Kinder! Frag deine eigenen oder Kinder aus deinem Umfeld, was sie gerne lesen, welche Figuren sie mögen und warum. Frag sie, was ihnen an ihrem Lieblingsbuch am besten gefällt.
  • Kindergärten/Schulen: Falls du keine Kinder kennst, kannst du auch an solchen Orten nachfragen. Lehrer*innen freuen sich meist über höfliche Anfragen angehender Kinderbuchautor*innen und Kinder selbst finden es super, wenn jemand sich für das interessiert, was sie begeistert.
  • Büchereien/Buchhandlungen: Im Grunde sind Buchhandlungen deine erste Anlaufstelle für jedes Schreibprojekt. Schau dich bei den verschiedenen Kinderbucharten um. Welche Bilderbücher/Vorlesebücher/Jugendromane gibt es? Welche Geschichten findest du darin: Abenteuer, Fantasy, Freundschaftsgeschichten? Frag gezielt nach Bestsellern.
  • Social Media: Facebookgruppen oder Instagram-Hashtags zum Thema können dir auch Auskunft darüber geben, welche Kinderbücher heute besonders gut ankommen. Außerdem kannst du dich hier ganz gezielt mit anderen über dein Vorhaben austauschen – und das ist Gold wert!

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2. Kinderbuch schreiben – für wen? Lege deine Zielgruppe fest.

Bei der Ideenfindung spielt vor allem eine Frage eine große Rolle: Für welche Zielgruppe ist dein Kinderbuch gedacht? Grundsätzlich werden Zielgruppen bei Kinderbüchern nach Alter eingeteilt.

  • 2-5 Jahre: Bilderbuch und Vorlesebuch
  • 5-7 Jahre: Vorlesebuch und Erstlesebuch
  • 8-10 Jahre: Kinderroman ab 8
  • 10-12 Jahre: Kinderroman ab 10
  • ab 12 Jahren: Jugendroman

Hab immer im Hinterkopf, dass Kinder rasante Entwicklungssprünge machen. Willst du ein Bilderbuch für Dreijährige schreiben, funktioniert die unaufgeregte, honigsüße Hasengeschichte vielleicht. Für Fünfjährige ist das vermutlich schon “Babykram”. Und mit einem Kinderroman ab 8 kannst du Zehnjährige kaum noch begeistern. Wichtig ist, dass du dich bei deiner Themenwahl an dem orientierst, was deine Zielgruppe interessiert und was sie in ihrem Alltag zu bewältigen hat. Das heißt nicht, dass du dich strikt an realistische Themen rund um Kindergarten, Schule, Freundschaft, Streit und Spielzeug halten musst (obwohl das alles auch wunderbare Kinderbuch-Themen sein können). Im Gegenteil: Auch Fantastisches, Kinderkrimis und ferne Welten können Kinder begeistern – oft noch mehr als das, was ihnen ihr eigener Alltag zu bieten hat. Versuche aber immer, darin Dinge zu verweben, die deine Zielgruppe ansprechen und mit denen sie sich identifizieren kann. Ein Kinderkrimi ab 8 kann dabei durchaus eine Maus als Ermittler*in haben. Bei einem Roman ab 10 mutet das schon peinlich an. Und während hier außer Händchenhalten und Küsschen auf die Wange bloß noch keine romantischen Szenen auftauchen sollten, sind beim Fantasyroman ab 12 durchaus auch körperliche Zärtlichkeiten erlaubt.

Genre beim Kinderbuch
Der Begriff “Kinderbuch” wird in der Literaturwelt tatsächlich als Genre bezeichnet. Deshalb spricht man im Zusammenhang mit Kinderbuch-Genres wie Fantasy auch von Untergenres.

Ich persönlich fände Untergenres auch ausreichend, denn “Kinder- und Jugendliteratur” allein verrät ja nichts über Themen, Settings oder Struktur. Mehr zu den Themen, Tabus und Besonderheiten der verschiedenen Zielgruppen beim Kinderbuch erfährst du im PDF “Leitfaden Kinderbuch schreiben: Part 1, Finde deine Idee”.

3. Weltenbau beim Kinderbuch-Schreiben: Gestalte dein Setting.

Das Setting, also Ort und Zeit der Handlung, spielt beim Kinderbuch eine große Rolle und bestimmt weitestgehend, um welche Art von Buch es sich handelt. Bilderbücher und Vorlesebücher spielen oft in einer realistischen Welt oder in einer Märchenwelt, die ansonsten von Zeit und Raum losgelöst ist. Beim Kinderroman für ältere Kinder kommen auch historische, futuristische und fantastische Welten zum Einsatz. Fantasy ist hier ein sehr beliebtes Genre, wie nicht nur “Harry Potter”, sondern auch zahlreiche originär deutschsprachige Romane von Katja Brandis, Stefan Seitz und Co. beweisen. Kein Wunder – Kinder sind mehr noch als wir Erwachsenen bereit dazu, sich auf fulminante Fantasiewelten einzulassen, in sie einzutauchen und darin aufzugehen. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Welten überzeugend gebaut sind.

Wichtig!
Auch Fantasy-Welten müssen in sich kohärent und logisch sein, damit sie Leser*innen ansprechen. Willst du ein Fantasy-Kinderbuch schreiben, solltest du deshalb viel Liebe in den Bau deiner Welt investieren – und in die Recherche.

J. K. Rowling hat Jahre in die Recherche für Harry Potters Welt gesteckt und dabei zahlreiche Mythen unterschiedlicher Herkunft miteinbezogen. Der Bau einer fantastischen Welt ist grundsätzlich weitaus arbeitsintensiver als ein realistisches Setting, das dir vertraut ist. Bei Letzerem kannst du dich schließlich an dem orientieren, was du kennst. Wird das Buch dadurch langweiliger? Auf keinen Fall – zumindest nicht, wenn du es richtig machst. Realistische Kinderbücher haben genauso spannende Settings und Geschichten zu bieten wie Fantasybücher. Schau dir nur Kirsten Boies Sommerferienbücher oder Andreas Steinhöfels Berlin-Romane an. All das sind Kinderbücher, die wunderbare Atmosphären zaubern, ohne Zauberer, fliegende Besen oder Drachen zu bemühen. Ein Feriencamp, ein buntes Großstadtviertel, ein Spielplatz, ein Schrottplatz – das sind alles Orte, die die Fantasie von Kindern beflügeln können. Wichtig ist nur, dass du dir beim Bau dieser fiktiven Welt wirklich Mühe gibst und weißt, wovon du schreibst. Folgende Fragen können dir dabei helfen:

  • Wie sieht der Ort aus?
  • Welche Menschen leben dort?
  • Wie riecht es? Ist es warm oder kalt?
  • Welche Tiere kann man dort entdecken? Welche Pflanzen?
  • Welche Häuser stehen dort?
  • Was sind die “Regeln” dieser Welt?
  • Wie ist die soziale Struktur aufgebaut?
  • Welche Sprachen werden dort gesprochen?
  • Was macht den besonderen Charme deines Settings aus?

Mal deinen Ort am besten auf! Vielleicht hilft dir eine Karte der Straßen, Plätze und Häuser, vielleicht reicht ein Stimmungsbild mit einem einzigen Merkmal deiner Welt. Probier’s aus!

4. Authentische Figuren entwickeln – das A und O beim Kinderbuchschreiben

Wenn Kinder gefragt werden, was sie an einem Buch besonders gut finden, sagen sie oft: “Wenn es spannend ist!” Wir als Autor*innen denken dann sofort: Plot! Wir brauchen unbedingt einen spannenden Plot! Das stimmt auch. Aber damit eine spannende Handlung überhaupt in Gang kommt, brauchen wir zuallererst Figuren, die uns in die Geschichte reinziehen. Vielleicht ist dir auch schon oft aufgefallen, dass ein Film (insbesondere Action à la Hollywood) eigentlich nur so platzt vor extremen Spannungselementen – brennende Autos, waghalsige Stunts, unvorhergesehene Wendungen – und trotzdem lässt er uns irgendwie kalt. Das liegt meistens daran, dass die Figuren nicht überzeugen. Im Kinderbuch ist das umso wichtiger, weil Kinder sich sehr stark an ihre Held*innen binden. Das ist übrigens auch ein Grund dafür, dass Reihen mit immer denselben Figuren für Kinderbücher ab einem gewissen Alter so gut funktionieren. Und es ist ein weiterer Grund dafür, warum du bei jedem Kinderbuch selbst überlegen kannst, ob es nicht auch zu einem Kinderfilm, einer Serie oder anderem Format taugen würde. Kinder sind viel schneller als Erwachsene dazu bereit, mit einer Figur mitzugehen, die Abenteuer eines Eichhörnchens als ihre eigenen zu erleben, die Nöte eines Buchjungen mitzufühlen und sich vom Charme eines trotteligen fiktiven Faultiers begeistern zu lassen.

Damit das geschieht, spielen die drei Figurendimensionen eine große Rolle: die soziale, die physische und die psychologische. Das heißt im Klartext: Gib deiner Figur ein Umfeld, eine besondere Erscheinung und eine eigene Persönlichkeit. Bei ganz kleinen Kindern sind diese Dimensionen noch nicht ganz so wichtig. Aber auch hier solltest du darauf achten, deiner Figur etwas Unverwechselbares zu verleihen. Das kann z. B. sein:

  • eine besondere Sprache, bzw. Art sich auszudrücken
  • ein äußerliches Merkmal wie eine grüne Schleife oder bunte Haare
  • eine spezielle Charaktereigenschaft oder ein “Tick”, z. B. muss die Figur beim Wort “Hausaufgaben” niesen
  • ein Objekt, ein Tier oder ein Mensch, der immer bei ihr ist – z. B. Snoopy für Charlie Browne

Wichtig!
Die Hauptfigur eines Kinderbuchs sollte immer ein bis zwei Jahre älter als seine Zielgruppe sein. Kinder schauen gerne zu Älteren auf und finden Jüngere oft eher peinlich.

Wichtig ist vor allem ab dem Kinderroman-Alter, dass deine Figur eine Entwicklung durchmacht. Gib ihr ein Ziel, das sie verfolgen kann – denn damit beginnt die Handlung.

Mädchenbuch? Jungenbuch?
Auch heute ist es leider noch so, dass beim Kinderbuch spätestens ab Grundschulalter in Genderkategorien gedacht wird. “Mädchenbücher ab 10” oder “Reihen für Jungen ab 9” sind gängige Begriffe in der Buchwelt. Eine Möglichkeit, dem schon beim Schreiben entgegenzuwirken, ist, sowohl Jungs als auch Mädchen als Hauptfiguren zu wählen.

Übrigens wehren sich heute zum Glück die Jugendlichen selbst gegen überkommene Geschlechtereinteilungen im Buch, vor allem bei Young Bookstagram. Auch Kinder, die sich keinem der traditionell binär eingeteilten Geschlechter (männlich/weiblich) zugehörig fühlen, kommen heute immer öfter im Kinderbuch vor. Ein schönes Beispiel ist “PS: Es gibt Lieblingseis” von Luzie Loda.

5. Entwickle eine spannende Handlung.

Du hast also ein einzigartiges Setting entwickelt und eine Identifikationsfigur geschaffen, die bald der beste Freund vieler Kinder sein wird? Super, dann ist es Zeit für den Plot. Manche Autor*innen schreiben gerne drauf los, ohne sich vorher groß Gedanken über den Handlungsablauf ihrer Geschichte zu machen. Gerade am Anfang deiner Schreibkarriere würde ich dir dieses Vorgehen aber nicht empfehlen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das geht leicht in die Hose. Manchmal schreiben wir eine Seite, manchmal ein halbes Buch – und wissen plötzlich einfach nicht weiter … Diese Gefahr minimierst du, wenn du dir von Anfang an einen Handlungsbogen zurechtlegst. Daran musst du dich im Laufe des Schreibens nicht strikt halten (und wirst es vermutlich auch nicht tun). Aber so eine Plotstruktur hilft dir extrem, wenn du an einigen Stellen ins Stocken geraten solltest. Sie bietet dir Ankerpunkte, falls du dich in deinem Ideenlabyrinth verläufst.

Woraus besteht so eine Plostruktur? Das kommt auf dein dramaturgisches Modell an. Heldenreise oder Drei-Akt-Modell, neun Plotpunkte oder acht Sequenzen … All das sind narrative Strukturmethoden, die du verwenden kannst – auch im Kinderbuch. Spannung ist hier sogar ganz besonders wichtig, denn Kinder erlauben uns weniger “Geplänkel”. Sie wollen Action – und zwar jede Menge! Musst du jetzt jedes narrative Modell auswendiglernen, um ein spannendes Kinderbuch zu schreiben? Zum Glück nicht. Erstens haben wir alle narrative Strukturen schon von Kind an intuitiv in uns aufgenommen – und zwar mit der ersten Geschichte, die uns erzählt wurde. Zweitens haben alle Strukturmodelle eins gemeinsam: Sie teilen die Handlung grob in drei Teile ein und bauen mindestens drei Wendepunkte ein.

  • Einleitung: Hier etablierst du dein Setting und deine Figur. Das Ziel deiner Figur oder das auslösende Ereignis taucht auf.
  • Hauptteil: Der Hauptteil beginnt mit dem ersten großen Wendepunkt. Die Geschichte wird durch ein (mehr oder minder) unvorhergesehenes Ereignis in Gang gebracht. Mit anderen Worten: Deine Figur macht sich auf die Reise.
  • Schlussteil: Diesem Teil geht ein weiterer großer Wendepunkt voraus, der die Figur an ihr Ziel bringt. (Zumindest im Kinderbuch für Kleinere sollte die Figur ihr Ziel auch wirklich erreichen.)

Alles, was zwischen den zwei großen Wendepunkten passiert, ist der Kern deiner Handlung.

Um die Handlung möglichst spannend zu gestalten, stell dir folgende Fragen:

  • Welches Ziel hat deine Figur?
  • Was motiviert sie, dieses Ziel zu erreichen?
  • Wer hindert sie daran?
  • Wer hilft ihr dabei?
  • Welche Hürden hat sie auf dem Weg zu bewältigen?
  • Welche Erkenntnisse nimmt sie daraus mit? / Welche Lernprozesse durchläuft sie?
  • Wie erreicht sie ihr Ziel?

Wenn du diese Fragen für dich beantwortet hast, hast du bereits eine grobe Plostruktur. Nun geht’s ans Eingemachte – ans Schreiben deines Kinderbuchs!

6. Schreib nicht über Kinder, sondern für Kinder!

Beim Schreiben für Kinder ist es enorm wichtig, dass wir ihnen auf Augenhöhe begegnen. Erhobener Zeigefinger, altbackene Formulierungen und allzu kluge Sätze entfernen die Kinder eher von der Geschichte, als dass sie sie anziehen. Denk deshalb immer daran: Kinderbücher schreiben wir für Kinder und nicht über sie. Bevor wir loslegen, sollten wir daher zunächst versuchen, unser inneres Kind zu wecken. Sieh die Welt aus den Augen eines Kindes und schreib so einfach, authentisch und ehrlich wie möglich. Ein paar Regeln solltest du dabei aber auch beachten:

  • Für kleine Kinder (Bilderbücher, Vorlesebücher) gilt: Kurze Hauptsätze und Präsens (Schreiben in der Gegenwartsform) sind willkommen. Achte auf einfache unmissverständliche Sätze und wähle am besten eine personale (aus den Augen der Hauptfigur) oder auktoriale (allwissende) Perspektive. Lustige Sprachmuster, Reime und Lieder kommen hier gut an. Rhythmus können Kinder schon jetzt fühlen und genießen – das gilt auch fürs Sprachliche.
  • Willst du ein Kinderbuch schreiben, das ab dem Grundschulalter gelesen wird, kannst du schon längere Sätze bilden. Die Handlung wird etwas komplexer und auch Sprache und Dialog trauen sich mehr zu. Dabei kommt oft Präteritum (Vergangenheitsform) zum Einsatz, vor allem beim Vorlesebuch. Beim Erstlesebuch, das vor allem zum Lesenlernen dient, sind die Sätze kürzer. Oft sind einzelne Wörter darin durch kleine Bildchen ersetzt, die das Lesen erleichtern sollen. Hier wird meist im Präsens geschrieben. Die Perspektive ist oft personal, manchmal auch in Ich-Form gehalten.
  • Beim Kinderroman ab 8 kannst du schon komplexer schreiben. Jetzt prägt sich bei Kindern auch das Gefühl für Sprachschönheit und Poesie tiefer aus. Dialog ist hier dennoch dein bester Freund! Lebendige Szenen mit einer großen Portion Interaktion kommen besser an als langwierige Ortsbeschreibungen. Präsens oder Präteritum – die Entscheidung liegt ganz bei dir. Auch bei der Perspektive hast du die Wahl zwischen Ich- und personaler Erzählweise, wobei die personale Erzählweise häufiger ist.
  • Beim Kinderroman ab 10 kannst du sprachlich schon in die Vollen gehen. Lange Sätze und Beschreibungen sind zumindest bei Vielleser*inne kein Problem mehr. (Vergiss aber die Spannung nicht!) Bei der Perspektive hat sich in der letzten Zeit der Ich-Erzähler stark etabliert: Tagebuchform wie in “Gregs Tagebuch” ist schwer angesagt! Aber auch personale Erzähler kommen zum Einsatz. Beim Tempus hast du keine Einschränkung: Präsens, Präteritum – alles geht, wobei das Präteritum, z. B. bei Fantasy, öfter anzutreffen ist.
  • Spätestens beim Jugendroman ab 12 kannst du sprachlich all das machen, was auch bei Erwachsenenbüchern ankommt. Ironie, Wortwitz und Co. funktionieren in Deutschland übrigens ab 11! Aber: Halte dich mit Jugendsprache und Slang besser zurück – es sei denn, du gehörst selbst zur Zielgruppe, für die du schreibst. Sonst wirkt das Ganze auf Jugendliche eher abschreckend, weil künstlich. Kinderbücher schreiben, die locker und witzig sind, geht auch ohne krasse Modewörter. Dita Zipfel und Som Goldberg machen’s vor!

Wichtig!
Teil dein Buch in ungefähr gleich lange Kapitel ein. Das ist beim Bilderbuch vielleicht noch nicht nötig, aber beim Kinderroman essentiell. So bietest du deinen jungen Leser*innen kleine Verschnaufpausen und Etappenerfolge.

7. Lass dein Kinderbuch lektorieren.

Wenn du deine Geschichte zu Papier gebracht hast, ist es Zeit für ein dickes, fettes Schulterklopfen! Yeah!

Und dann ist auch schon genug geklopft, denn es geht weiter – mit dem Lektorat. Vor allem bei längeren Kinderbüchern ist es sehr, sehr empfehlenswert, dass du dir ein*en professionelle*n Lektor*in suchst, um dein Buch auf Fehler und mögliche logische Brüche hin zu untersuchen bzw. seine Stärken noch weiter herauszuarbeiten. Natürlich kannst du auch selbst dein Buch Korrektur lesen. Aber: Wenn du einen Text zum hundertsten Mal in die Hand nimmst, siehst du einige Fehler einfach nicht mehr. Deswegen ist es wirklich angeraten, das Lektorat jemand anders zu überlassen. Wenn du kein Geld in einen Profi investieren möchtest oder kannst, frag einen rechtschreibsichere*n und buchaffine*n Freund*in. Sonst ärgerst du dich, wenn das Buch erst einmal gedruckt ist und du plötzlich die vielen kleinen Komma- und Tippfehlerchen entdeckst, die dir vorher vielleicht entgangen sind.

8. Finde Kinderbuchillustrator*innen.

Je jünger deine Zielgruppe ist, desto wichtiger sind die Bilder in deinem Kinderbuch. Bilderbücher für Kindergartenkinder und noch kleinere haben meist mehr Bild als Text: Auf zwölf Doppelseiten entfalten sich detaillreiche Illustrationen. Der Text begleitet hier eher die Bilder als umgekehrt. Im Vorlese- und Erstlesebuch sind die Illustrationen noch immer wichtig, wenn auch nicht so dominant. Hier findest du mehrere Illustrationen, die aber nicht ganze Buchseiten füllen (müssen). Im Kinderroman sieht es anders aus. Abgesehen vom Cover gibt es oft keine Illustrationen oder nur dekorative Elemente.

Beim Thema Kinderbuch-Illustrationen gibt es für dich zwei Wege (falls du selbst nicht zeichnerisch begabt bist):

  • Findest du einen Verlag für dein Kinderbuch, kümmert sich dieser in der Regel um die Auswahl der und Abwicklung mit den Illustrator*innen. Hier hast du weder Arbeit noch groß Einfluss darauf, wer dein Buch illustriert.
  • Bist du Self-Publisher*in, musst du dich um die Bebilderung deines Kinderbuchs selbst kümmern. Du kannst zum Beispiel auf Instagram nach Illustrator*innen schauen, deren Arbeit dir gefällt. Auch Facebookgruppen bieten dafür eine gute Anlaufstelle. Es gibt zudem einige Plattformen im Internet, wo Illustrator*innen ihre Dienste anbieten. 50-100,- € pro Buchseite sind ein normales Honorar, erfahrene Illustrator*innen nehmen auch oft mehr (und verdienen es natürlich auch). Wenn du kein großes Budget für deine Kinderbuchillustrationen übrig hast, kannst du es auch über Minijob-Plattformen versuchen.

Weitere Möglichkeiten, Illustrator*innen zu finden, erfährst du im Kinderbücher-schreiben-Seminar.

9. Veröffentliche dein Kinderbuch.

Sind die Illustrationen eingebunden und das Buch lektoriert, ist es soweit: Dein erstes eigenes Kinderbuch ist bereit, in die Welt hinaus und in die Hände vieler Kinder zu gelangen! Dafür gibt es auch wieder verschiedene Wege:

  • Kinderbuch-Verlage: Ich sage es vorweg – bei einem seriösen Verlag unterzukommen, ist gerade im Kinderbuch-Bereich nicht leicht. Bilderbücher werden oft von den Lektor*innen der Verlage geschrieben und beim Kinderroman musst du viel Glück haben, um auf Anhieb einen Verlag zu finden. Solltest du diesen Weg dennoch gehen wollen, schau dir auf jeden Fall das Verlagsprogramm an und stell sicher, dass dein Buch auch wirklich passt. (Ein Verlag, der keine Fantasy macht, wird an deiner noch so originellen Riesen-Saga kein Interesse haben.) Etwas leichter ist der Weg über eine auf Kinderbuch spezialisierte Agentur. Auch hier ist ratsam: Vergleich deren Programm mit deinem Buch, bevor du Agenturen anschreibst. Das Vorgehen ist bei Kinderbuchverlag wie Literaturagentur meist gleich: Beide wollen ein Exposé von dir. Dies beinhaltet:
    • a) eine Synopsis (Zusammenfassung) deiner Geschichte auf maximal drei Seiten
    • b) eine Leseprobe von meist ein bis drei Kapiteln
    • c) einen Text über dich und deine bisherigen Veröffentlichungen/beruflichen Wege
      Informier dich am besten bei jedem Kinderbuch-Verlag und jeder Literaturagentur genau, was sie von dir brauchen. Wartezeiten von drei Monaten sind dabei allerdings normal – also bring Geduld mit …
  • Self-Publishing: Möchtest du dein Buch selbst herausbringen, hast du auch hier verschiedene Möglichkeiten. Print-on-Demand-Anbieter sind gute Anlaufstellen, wenn du ein Kinderbuch als E-Book oder Taschenbuch herausgeben möchtest. Willst du ein Kinderbuch mit vielen Bildern oder ein Hardcover-Buch veröffentlichen, ist Print-on-Demand dagegen meist nicht der beste Weg. Das liegt daran, dass bei diesem Verfahren jedes Buch erst dann gedruckt wird, wenn jemand es bestellt. Diese Art der Veröffentlichung spart dir zwar die Kosten für den Druck in Vorkasse, wird aber pro Buch wesentlich teurer. Das heißt: Deine Marge, also das, was du verdienst, wird in der Regel recht klein. Außerdem müssen deine Kund*innen lange auf ihr Buch warten, weil der Druck der Illustrationen und die Fadenbindung beim Hardcover länger dauern. In diesem Fall könntest du dein Buch besser selbst über eine Druckerei drucken lassen. Entweder du verschickst es im Anschluss selbst oder du arbeitest mit einem Vertriebspartner zusammen. Dieser liefert deine Bücher für dich aus, kostet aber natürlich extra. Wichtig ist grundsätzlich, dass du dir für dein Buch eine ISBN kaufst und es bei so genannten Barsortimentern listen lässt. Diese liefern quasi als Großhändler an Buchhandlungen und sind deshalb sehr hilfreich beim Vertrieb deines Buchs. Ich selbst habe viel Inspiration zum Thema Veröffentlichen auf dem Blog der wunderbaren Petra Jäger gefunden.

Mehr Infos zu den einzelnen Veröffentlichungswegen findest du ebenfalls im Kinderbuch-schreiben-Kurs.

10. Finde Leser*innen.

Dein Buch liegt in deinen Händen! Wahnsinn! Jetzt hast du Grund, stolz auf dich zu sein – und noch kräftiger Schulter zu klopfen. Aber wie kommt dein Kinderbuch jetzt zu deinen Leser*innen? Auch dafür hast du verschiedene Möglichkeiten. Die genannten Verlage und Barsortimenter sorgen ggf. für den Vertrieb. Marketing allerdings machen sie nicht – oder nur wenig. Selbst etablierte Autor*innen in angesehen Verlagen verlassen sich zumeist nicht auf ihre Verleger*innen, wenn es um Werbung für ihre Bücher geht. Deshalb solltest du auf jeden Fall selbst für dein Buch werben, wenn du viele Leser*innen erreichen möchtest. Plattformen für dein Marketing können zum Beispiel sein:

  • Buchhandlungen: Vor allem für Self-Publisher führt der erste Weg des Kinderbuchverkaufs in die Buchhandlung ums Eck. Lokale Buchhändler*innen nehmen (hochwertige) Bücher meistens gerne an. Mach ihnen nach Möglichkeit ein Sonderangebot und bitte sie, dein Kinderbuch prominent zu platzieren. Frag ggf., ob du Lesungen bei ihnen veranstalten kannst.
  • Soziale Medien: Facebookgruppen, Instagram-Hashtags usw. bieten dir eine gute Möglichkeit, interessierte Kinderbuch-Fans zu finden.
  • Bekannte Buchblogs: Buchblogger*innen freuen sich oft, wenn neue Talente sie anschreiben. Bitte sie um eine Rezension im Austausch für ein Exemplar deines Kinderbuchs.
  • Büchereien: Verschenke vielleicht sogar ein Exemplar deines Kinderbuchs an eine Bücherei. Frag gezielt, ob du dort an einem Lesenachmittag dein Buch vorstellen darfst.
  • Deine eigene Webseite: Hast du eine Webseite? Wenn nicht, überlege, ob es sich für dich lohnen kann, eine zu bauen. Das ist auch für Internetmuffel heutzutage gar nicht mehr so schwer. Es gibt einfach zu bedienende Programme wie WordPress und viele Anbieter, die Webseiten mit intuitiven Baukastensystemen anbieten. Eine eigene Seite lohnt sich vor allem dann, wenn du mehrere Kinderbücher schreiben und auch darüber bloggen möchtest.

Und nun? Auf ins Abenteuer Kinderbuch schreiben!

Ein Kinderbuch zu schreiben ist gar nicht so leicht. Und wie das so ist mit jedem kreativen Projekt – einen non-plus-ultra Leitfaden mit “richtig” und “falsch” gibt es dafür leider (oder zum Glück) nicht. Trotzdem: Die einzelnen Schritte von der ersten Idee bis zur Buchveröffentlichung sind bei jedem Buch ungefähr gleich. Deshalb kann dieser Leitfaden jede*m, der ein Kinderbuch schreiben möchte, eine gute Orientierung bieten. Planen, schreiben, plotten und machen müssen wir natürlich selbst. Dabei ist es normal und gut, auch mal ins Straucheln zu geraten. Originelle, spannende und hochwertige Geschichten brauchen Zeit, Liebe, Sorgfalt und Arbeit. Aber spätestens wenn das erste Kind dein Buch in den Händen hält und voller Neugier und Vorfreude den Buchdeckel aufklappt, weißt du, dass es sich gelohnt hat.

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